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#26: Christian Kracht – Faserland

Trigger-Warnung!

Also ganz generell: Wir waren in jeder nur möglichen Hinsicht von dem Protagonisten von Christian Krachts »Faserland« getriggert. Frauenfeindlichkeit, Homophobie und rechte Allüren – so viel Schaum vorm Mund hatten wir selten.

Und damit hingen wir schon komplett an Herrn Krachts Angel, der offenbar nicht nur unseren Puls auf 190 treiben will, sondern aus dem Hinterhalt immer wieder verblüffende Einsichten zum Verhältnis von Ost und West, Wohlstandsverwahrlosung und Verdrängung abfeuert. Kann man sowas Schülys zumuten…?

Es wird eine wilde Fahrt durch Krachts »Faserland«!

1 Antwort auf „#26: Christian Kracht – Faserland“

Liebes Team, ich liebe euren Podcast! Zur aktuellen Folge (über Krachts „Faserland“) habe ich aber einen Kommentar:
Das Buch hat euch ganz offensichtlich bewegt. Ihr seid angeekelt vom Erzähler und seiner Weltsicht, die vollkommen oberflächlich und materialistisch erscheint. Noch dazu kann man dem Erzähler nicht trauen, denn er belügt sich selbst, und alle Ereignisse und Flashbacks erzählen insgesamt die traurige Geschichte von jemandem, der ganz alleine auf der Welt ist und sich in Oberflächlichkeiten flüchtet.
Genau das ist doch aber die Aussage des Buches! Man soll den Erzähler ja gerade nicht sympatisch finden, er drückt aber symptomatisch das Zeitgefühl der Postmoderne aus, was der Autor durch die Erzählung einfängt: das der Leere und des Sinnverlustes. Der Erzähler hört niemandem zu und reduziert alle auf Kleidung und Konsumgegenstände. Gleichzeitig erfahren wir aber z.B. dadurch, dass in den (von euch so kritisierten) Kindheitserzählungen die Eltern komplett fehlen, warum der Autor so kaputt ist, und warum er dauernd auf der Suche nach einer Heimat, nach Nähe ist, diese aber nie zulässt.
Das Bild, das so von der Welt entsteht, ist komplett unsympathisch, es stellt eine vollkommen sinnentleerte Welt des pervertierten Konsumrausches dar. Diese erfüllt euch naturgemäß mit Ekel, aber gerade darin besteht ja die literarische Qualität des Buches, die euch dies durch die Sprache, den Aufbau, den Inhalt fühlen lässt. Die Provokationen des Autors kommen an, die eigentliche Aussage ist aber eine unendliche Traurigkeit, die hinter der Erzählung steckt, und die vergebliche Suche nach einem Sinn.
Für mich ein großartiges Buch, das in den meisten Klassen gut ankommt 🙂

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